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Emerging Markets sollten wieder beobachtet werden

Die Aussichten für die Schwellenländer sind etwas positiver geworden, meint Chefanalytiker Bo Bejstrup Christensen.

Von Bo Bejstrup Christensen, Chefanalytiker bei Danske Invest

Im Juli hatten wir dafür plädiert, die Anlagen in den Emerging Markets zu verringern. Der Grund war einerseits, dass wir mit abnehmendem Wachstum in China rechneten und andererseits die bevorstehende Zinserhöhung in den USA. Anfangs fielen die Kurse der Emerging Markets dann auch stärker als z. B. die der USA oder Europas. Im August jedoch fielen die Kurse praktisch weltweit.

Wie kürzlich mitgeteilt, haben wir die ersten Schritte zu einer höheren Gewichtung von Aktien eingeleitet. Damit sind wir auch wieder in die Emerging Markets gegangen. Warum?

China kollabiert nicht
Die Unruhe im August wurde dadurch verstärkt, dass China seine Währung abwertete . Hinzu kamen dann enttäuschende Kennzahlen aus China, wobei in der letzten Zeit auch die amerikanischen Kennzahlen schwach waren.

Allgemein herrscht der Eindruck, dass sich Chinas Wachstum weiter verringert hat. Nach unserer Einschätzung ist der Pessimismus in Bezug auf China jetzt so groß, dass man beinahe von einer Panik sprechen kann. Ein konkretes Beispiel hierfür ist, dass die chinesischen Aktien an der Börse in Hongkong im letzten Monat zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis gehandelt wurden, der schon fast den Tiefststand nach der Finanzkrise 2009 erreichte.

Dies signalisiert deutlich, dass der Markt für China schon mit dem Schlimmsten rechnet. Doch dies entspricht nicht unseren Erwartungen.

Wir meinen nämlich, dass die Stabilisierung des chinesischen Immobilienmarktes und die Bemühungen der Regierung, unter anderem die Finanzpolitik zu lockern, das Wachstum im Laufe des vierten Quartals und bis 2016 hinein wieder stabilisieren wird.

Wenn wir damit Recht behalten, dann bedeutet dies nicht nur Stabilität für die chinesischen Finanzmärkte, sondern beispielsweise auch für die Rohstoffpreise. Davon können die übrigen Schwellenländer profitieren.

Zinserhöhung nicht wie früher Grund zur Sorge
Es kann unserer Meinung nach sehr gut sein, dass die US-Notenbank mit der Zinserhöhung noch bis 2016 wartet, obgleich wir derzeit noch davon ausgehen, dass sie bereits im Dezember stattfindet. Im Gegensatz zu frühen Einschätzungen möchten wir betonen, dass wir die Zinserhöhung nicht mehr als  ein großes Problem für die Aktienkurse wahrnehmen.

Das Wachstum ist in den USA tatsächlich gefallen. Nach unserer Einschätzung sank es von über 3 Prozent auf etwa 1,5 Prozent. Dies liegt einerseits an den erneut fallenden Ölpreisen und andererseits daran, dass die Industrie statt zu produzieren ihre Lager räumt, um sich Liquidität zu verschaffen.

Wenn wir damit Recht behalten, dass die Unruhe der Finanzmärkte keinen erheblichen Einfluss auf das Bankensystem haben wird, sollte das Wirtschaftswachstum der USA wieder zunehmen.
Steigendes Wachstum in den USA eröffnet normalerweise gute Aussichten für die globalen Aktien. Denn hierdurch wird der internationale Handel angekurbelt, und dies wiederum ermöglicht es der US-Notenbank, die Zinsen zu erhöhen. Weil die Fed die Zinsen dann aus realen Gründen – sprich aufgrund eines soliden Wachstums – erhöht, sollte diese Zinserhöhung für die Schwellenländer nicht so problematisch sein, als wenn die Fed die Zinsen erhöht hätte, während das Wachstum in China fiel und in den USA nur mäßig war.

Anpassung ist schon gut vorangekommen  
Die Währungen der Emerging Markets waren lange unser Sorgenkind, da wir sie als Ventil für den Druck, der sich in mehreren Ländern aufgestaut hatte, ansahen. Eine relativ starke inländische Nachfrage aufgrund lockerer Geldpolitik zusammen mit schwachem Export bedeutete für mehrere Länder ein Handelsdefizit. Und da man nicht zu einer Straffung der Finanzpolitik bereit war, die die inländische Nachfrage und somit die Importe gebremst hätte, wurden die Währungen zum Druckventil, das die Importe verteuerte und so die Handelsdefizite verringerte.

Gleichzeitig waren mehrere Länder von fallenden Rohstoffpreisen betroffen, was zu einer Rezession führte, die ihrerseits die Importe verringerte. Als Ergebnis sind die Handelsbilanzen heute sehr viel ausgewogener als noch vor wenigen Jahren. Insgesamt bedeutet dies auch, dass die Währungen nicht mehr so stark unter Druck stehen, wenngleich der Druck noch nicht verschwunden ist.

Wenn wir nun diese drei Faktoren zusammennehmen – besseres Wirtschaftswachstum in China, Zinserhöhungen in den USA vor dem Hintergrund eines steigenden Wachstums sowie weniger Druck auf die Währungen –, so spricht dies unserer Meinung nach für ein neutrales Aktienexposee in Emerging Markets. Da wir nun insgesamt für die globalen Risikoanlagen optimistisch gestimmt sind, meinen wir, dass die Schwellenländer aktuell das Schlimmste überstanden haben.

Warum nicht in die Vollen gehen?
Die naheliegende Frage ist somit: Warum die Emerging Markets nicht noch stärker gewichten? Wir tragen drei  bedeutende Sorgen hinsichtlich der Emerging Markets.

Erstens sind wir weiterhin skeptisch hinsichtlich der langfristigen Aussichten für China. Obgleich derzeit kein Kollaps ansteht, stellen die stagnierende Bautätigkeit und das Bankensystem, das praktisch der verlängerte Arm des Staates ist, weiterhin große Probleme für China dar. Diese werden das Wirtschaftswachstum in China bremsen, das somit nicht wie früher zum internationalen Wachstum, z. B. durch Rohstoffnachfrage, beiträgt.

Dies macht uns zweitens weniger optimistisch für die Entwicklung der weltweiten Rohstoffpreise und damit der Entwicklung vieler Schwellenländer.

Und drittens scheinen die Aktien der Emerging Markets zwar insgesamt gesehen relativ günstig zu sein, aber es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Bereichen. Man könnte beispielsweise Aktien der chinesischen Bank zu sehr niedrigen Kursen kaufen, doch ist dies gerade ein Bereich, dessen langfristige Perspektiven wir eher skeptisch beurteilen. Hingegen gibt es leider weiterhin die Tendenz, die Preise für einzelne erfolgreiche Unternehmen, wie chinesische Internetunternehmen oder indische Konsumgüterhersteller, relativ hoch anzusetzen.

Es gibt zweifellos noch Nischen für gute und attraktive Investitionsmöglichkeiten in den Schwellenländern, doch insgesamt gesehen ist dieser Markt unserer Meinung nach keineswegs so günstig, wie er erscheinen mag.

Was wäre nötig, um unsere Haltung zu revidieren  wiedermehr in die Emerging Markets  zu investieren? Hierzu müsste sich erst einmal unsere positive Prognose zu China bestätigen. Dann müsste die Unsicherheit bezüglich des  Wirtschaftswachstums in den Schwellenländern abnehmen. Und gleichzeitig müsste das Wachstum in den USA zunehmen, so dass die Zinserhöhung der Fed in den Aktienpreisen berücksichtigt ist. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, könnten sich auch noch bessere Aussichten für die Emerging Markets ergeben.

Hier und heute möchten wir jedoch lediglich betonen, dass viele Leute in Panik geraten sind. Diese Panik ist unserer Ansicht nach unberechtigt. Die Aussichten für die Emerging Markets sind heute seit langem besser denn je. Als Anleger können wir somit behutsam unsere Bestände erhöhen und genau dies haben wir auch gemacht.
 

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