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"2014 wird für die Weltwirtschaft ein besonderes Jahr"

Interview mit Bo Bejstrup Christensen, Chiefanalyst Danske Invest

Herr Bejstrup Christensen: Sie sind bei Danske Invest Chefanalyst der technischen Asset Allocation und Makroanalyse – welche Erwartungen haben Sie für 2014 – zunächst für die global wichtige USWirtschaft?

Bejstrup Christensen: Wir gehen davon aus, dass die US-amerikanische Wirtschaft im Jahresverlauf insgesamt um ca. drei Prozent wachsen wird. Das ist ein deutlich besseres Ergebnis verglichen mit dem zweiprozentigen Anstieg in den letzten beiden Jahren. Gleichzeitig erwarten wir, dass der Aufschwung spürbare Auswirkungen auch auf den Arbeitsmarkt haben wird: Unserer Meinung nach dürften monatlich um die 250.000 neue Jobs geschaffen werden (im Vergleich zu 200.000 momentan). Der Treiber hinter dieser Erholung ist eine lockerere Geldpolitik: 2013 wurden die geldpolitischen Zügel so stark gestrafft wie seit 30 Jahren nicht mehr. Selbst wenn die Geldpolitik 2014 erneut die Zügel anzieht, wird dies die Wirtschaft nicht so stark bremsen. Darüber hinaus, gehen wir davon aus, dass die Banken den Aufschwung weiterhin in Form einer steigenden Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher unterstützen werden.

Glauben Sie, dass sich die Erholung auch in Europa einstellt?

Bejstrup Christensen: Europa hat die Rezession hinter sich gelassen und wächst wieder - um circa ein Prozent auf Jahresbasis. Wir erwarten, dass die Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2014 in diesem Tempo weiterwachsen wird – einem Jahr, das unserer Einschätzung nach ein Übergangsjahr wird. Im Gegensatz zu den USA wird das Wachstum in Europa aber zunächst nicht weiter ansteigen. Es gibt immer noch keine vollständige Klarheit in Bezug auf den Gesundheitszustand des Bankensystems. Das wird der Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher aller Voraussicht nach einen Dämpfer versetzen. Und die Geldpolitik belastet das Wachstum zusätzlich. Wenn wir jedoch etwas weiter in die Zukunft blicken, wird der Stresstest der Banken 2014 möglicherweise die Transparenz verbessern, und mit den Aussichten auf eine eingeschränkte Straffung der Geldpolitik könnte 2015 ein richtig gutes Jahr für Europa werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Europa unserer Meinung nach aber noch nicht in der Lage, viel stärker als ein bis maximal eineinhalb Prozent zu wachsen – also ähnlich, wie aktuell auch.

Geben die Emerging Markets Grund zur Hoffnung?

Bejstrup Christensen: Die Schwellenländer, allen voran China, betrachten wir mit Skepsis. Das Kreditwachstum hat erneut zugenommen, was nach unserem Dafürhalten eine der Hauptursachen für die Wachstumsstabilisierung in der letzten Zeit ist. Das Kreditwachstum ist aber viel zu hoch: Es liegt bei rund zwanzig Prozent, während die Wirtschaft - inklusive Inflation - nicht mehr als zwölf Prozent wächst. Für eine bessere Balance müsste das Kreditwachstum daher beinahe um die Hälfte zurückgehen. Wir gehen davon aus, dass die Behörden bereits mit verschärfenden Maßnahmen begonnen haben, um das Kreditwachstum wenigstens moderat zu senken. Das sollte unserer Meinung nach für einen Rückgang des Kreditwachstums ausreichen. Wir erwarten, dass die Schwellenländer unter Führung Chinas in eine erneute Rezession geraten und das chinesische Wachstum von aktuell siebeneinhalb Prozent auf sechs bis sechseinhalb Prozent zurückgehen wird.

Als Fazit: Die Divergenz in der Weltwirtschaft setzt sich also fort: In den USA und Europa gibt es Aussichten auf ein ordentliches Wachstum mit der Chance auf ein noch höheres Wachstum, als wir es aktuell erwarten, während wir die Schwellenländer eher mit Skepsis betrachten. Trotz der Rezession in den Schwellenländern wird die Weltwirtschaft aber deutlich wachsen - und das ist im Grunde eine gute Nachricht!

Welche Schlüsse können wir daraus für das Asset Management ziehen?

Bejstrup Christensen: Durch den Anstieg der Weltwirtschaft besteht summa summarum die Chance auf gute Aktienrenditen! US-amerikanische und europäische Aktien sind aufgrund der kräftigen Kursanstiege 2013 wesentlich teurer geworden, wir halten sie aber nicht für überbewertet. Im Hinblick auf ein ordentliches Wirtschaftswachstum und eine andauernde lockere Geldpolitik, sind die Bewertungen unserer Ansicht nach fair. Wir erwarten daher, dass sich die Bewertungen auf dem aktuellen Niveau halten. Bei einem prognostizierten Gewinnwachstum von acht bis zehn Prozent sollten sich die Aktienrenditen in der gleichen Größenordnung bewegen.

Im Gegensatz dazu gehen wir davon aus, dass Anleihen im Allgemeinen ein weiteres schweres Jahr bevorsteht. Die wirtschaftliche Erholung, insbesondere in den USA, wird zu einem Aufwärtsdruck auf die Zinsen führen. Und wenn das Wachstum in den USA die derzeitigen Erwartungen übertrifft, können die Zinsen sehr abrupt steigen. Dazu kommt noch die Rezession in den Schwellenländern, die für Staatsanleihen aus diesen Ländern problematisch werden kann. Es gibt zwar die Möglichkeit, auch mit Anleihen Erträge zu erzielen - am attraktivsten sind unserer Ansicht nach Unternehmensanleihen -, trotzdem wird 2014 für Anleiheinvestoren vermutlich ein schweres Jahr werden.

Sehr geehrter Herr Bejstrup Christensen, vielen Dank für das Gespräch!

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