Der wichtigste technologische Megatrend des Jahres für Anleger
Marc Homsy, Leiter Anlagenvertrieb Deutschland bei Danske Invest, zeigt auf, welche technologischen Trends man als Anleger 2018 im Blick haben sollte - wobei insbesondere ein Trend heraussticht.
Manche sind der Meinung, dass der technologische Wandel bereits schnell genug voranschreitet und sich nicht noch beschleunigen muss. Trotzdem scheint 2018 ein Jahr zu werden, in dem einige bedeutende Trends weiterhin im Aufwind sein werden.
Einer dieser Trends sind digitale Assistenten, die sich weltweit großer Nachfrage erfreuen. Ein digitaler Assistent kann einfache mündliche Anweisungen empfangen und verstehen, wie z. B. den Wunsch, ein bestimmtes Lied abzuspielen, das Licht zu dimmen, eine Einkaufsliste zu erstellen oder die Wetteraussichten zu hören - und diese Technologie wird immer effektiver und ausgefeilter. Alexa von Amazon liefert sich mit Google Home ein enges Rennen um die Vorherrschaft über unser intelligentes Heim. Zusammen beherrschen sie 92 Prozent des Weltmarktes. Alexa legte mit einem Jahr Vorsprung einen Frühstart hin, aber Google greift die Vormachtstellung an und die Entwicklung kommt sicherlich nicht zum Stillstand.
Hype ist keine Renditegarantie
Andere Technologien, die garantiert die Schlagzeilen beherrschen und Aufmerksamkeit erregen werden, sind Blockchain und 5G. Blockchain ist die Kryptierungstechnologie hinter der Währung Bitcoin und ermöglicht unter anderem den Transfer von Werten zwischen zwei Parteien ohne eine Drittpartei als Bindeglied (z. B. eine Bank). 5G ist die nächste Netzwerkgeneration, die unser derzeitiges 4G-Netzwerk in den Schatten stellen wird.
Aber auch wenn das interessante Technologien sind, die unseren Alltag erheblich beeinflussen können, sollten wir vorsichtig sein und uns nicht von dem Hype mitreißen lassen. Eine Technologie kann durchaus erfolgreich sein, ohne dass der Aktienkurs nachzieht. Ein gutes Beispiel ist die große Begeisterung für 3D-Druck vor einigen Jahren. Der Technologie fehlt es an nichts, aber die hochbejubelten reinen 3D-Unternehmen haben seither deutlich nachgegeben.
Zugleich sollte man nicht außer Acht lassen, dass eine Technologie nicht unbedingt neu und spannend sein muss, um ein attraktives Investment zu sein. In diesem Zusammenhang könnte der interessanteste technologische Megatrend 2018 ein wohlbekanntes Thema sein: Big Data.
Wertschöpfungskette mit großer Wirkung
Ich gehe davon aus, dass Big Data und die Wertschöpfungskette rund um Big Data noch stärker Fuß fassen werden, da die Beweise für ihre Wirkung auf die Unternehmensergebnisse und die Kundenzufriedenheit immer aussagekräftiger werden. Das hat unweigerlich zur Folge, dass noch mehr Unternehmen und öffentliche Institutionen auf den Zug aufspringen und Big Data integrieren werden, da steigende Gewinne oder deutliche Einsparungen ein extrem starker Treiber für neue Technologien sind. Zudem - und das ist absolut nicht zu vernachlässigen - muss man für die Interpretation des Outputs, den Big Data liefert, längst kein Profi mehr sein, was die Verbreitung ankurbelt.
Big Data bezieht sich kurz gesagt darauf, dass man über die Sammlung und Analyse großer Datenmengen in der Lage ist, Muster und Zusammenhänge zu erkennen, die man für alles Mögliche nutzen kann, z. B. um den nächsten Kauf eines Kunden vorherzusehen oder Krankheiten vorzubeugen. Die Wertschöpfungskette rund um Big Data sind die Technologien, die Input aus Rohdaten geben und auf Basis der bearbeiteten Daten einen Output liefern. Dazu zählen beispielsweise das Internet der Dinge, wo immer mehr Dinge, mit denen wir uns umgeben, digital verknüpfte Sensoren besitzen, die Daten sammeln, Cloud Computing, wo Daten gesammelt und in einer „Wolke“ abgelegt werden, oder künstliche Intelligenz, wo auf Basis von Daten kluge Entscheidungen getroffen werden.
Wir tragen zur Entwicklung bei
Auch wenn wir Verbraucher es nicht direkt merken, tragen wir kontinuierlich zur Entwicklung der dahinter liegenden Technologien bei und tun das schon seit Jahren. Unser Verhalten lässt sich ablesen und analysieren, wenn wir etwas im Internet suchen oder wenn wir digitale Lösungen verwenden. Das klassische Beispiel sind Streaming-Dienste.
Netflix kennt aufgrund Ihrer früheren Auswahl von Filmen und TV-Serien genau Ihre Vorlieben und bindet Sie als Kunde, indem es Sie mit noch mehr gleichartigen Filmen und Serien überhäuft. Wenn es genug Kunden mit den gleichen Präferenzen gibt, produziert Netflix sogar selbst passende Inhalte. Das ist Big Data in der Praxis und diese Entwicklung wird in den kommenden Jahren zunehmen, nicht nur im Unterhaltungsbereich, sondern in allen Formen des Konsums.
Neben konsumnahen Unternehmen wie Netflix betrifft diese Entwicklung jedoch auch zunehmend Produktionsunternehmen. Hier ist die Big-Data-Wertschöpfungskette mindestens genauso bedeutungsvoll. Henry Ford brachte uns das Fließband, und das Internet der Dinge und Big Data machen die Fabrikhallen schlauer und geben vorausschauenden Herstellern die Möglichkeit, ihre Produktion zu optimieren. Ein schlankeres Unternehmen steht besser da als die Konkurrenz, was auf beiden Seiten zu deutlichen Kursbewegungen führen kann, nur mit entgegengesetzten Vorzeichen.
Die technologischen Gewinner und Verlierer
Uns Anleger stellt das vor große Herausforderungen. Denn wir müssen nun nicht nur die Technologieunternehmen ausfindig machen , die am besten positioniert sind, um die Software und Hardware zu verkaufen, die zur Big-Data-Wertschöpfungskette gehören. Mindestens genauso wichtig wird es sein, die Unternehmen in anderen Sektoren zu identifizieren, denen es gelingt, Big Data optimal zu nutzen - sowie die Aktien der Unternehmen zu verkaufen, an denen die Entwicklung vorbeigeht.
Zugleich hat unsere IT-Begeisterung auch eine erhebliche Kehrseite, nämlich Datendiebstahl. Big Data und das Internet der Dinge mit Millionen von Sensoren in immer mehr Produkten machen das ganze System anfälliger für Hackerangriffe. Je wertvoller unsere Daten werden, umso besser müssen wir sie schützen. IT-Sicherheit ist kein neuer Trend, aber sie ist leider ein Kostenblock, der dazugehört, wenn wir in der digitalen Welt voranschreiten - und das werden wir 2018 tun. Aber selbst ein Negativtrend wie IT-Sicherheit eröffnet für Anleger natürlich ebenfalls Chancen.