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Folgen für VW und Deutschland

Der Abgasskandal des VW-Konzerns, der mit dem Slogan "Das Auto" wirbt, hat viele schockiert. Und noch sind die Auswirkungen auf die stärkste Volkswirtschaft Europas nicht abzusehen.

Als die amerikanische Umweltagentur EPA vor rund einem Monat enthüllte, dass der deutsche Volkswagen-Konzern bezüglich der Emission von umweltschädlichen NOx-Partikeln seiner Dieselautos bewusst betrogen hat, sandte dies Schockwellen über die ganze Welt.

„Volkswagen ist eines der profiliertesten deutschen Unternehmen und Deutschland ist von je her bekannt für seine Qualitätsprodukte. In meinen Augen ist dies eine sehr ernste Sache, die möglicherweise auch den Qualitätsbegriff ‚Made in Germany‘ aushebeln könnte“, meint Ivan Larsen, Chiefportfoliomanager der Aktienabteilung von Danske Invest Deutschland.

Furcht vor einem Infizieren der deutschen Wirtschaft
Volkswagen ist ein Gigant der deutschen Wirtschaft. Schon der Slogan „Das Auto“ sagt viel darüber aus. Dem Wirtschaftsmagazin Forbes zufolge ist der 78 Jahre alte Konzern das größte börsennotierte Unternehmen Deutschlands. In den deutschen VW-Fabriken sind mehr als 270.000 Mitarbeiter beschäftigt, während die gesamte deutsche Automobilindustrie rund 775.000 (2014) Beschäftigte aufweist.

Von verschiedenen Seiten wurde auch der Besorgnis Ausdruck verliehen, dass der „Dieselgate“ die größte und stärkste Volkswirtschaft Europas schwächen könnte, die zugleich die drittgrößte Exportnation der Welt ist. Der Automobilexport macht rund ein Fünftel des gesamten deutschen Exportes aus und steht für 41 % des BIP des Landes.

Im zweiten Quartal war der Automobilexport der Grund für ein solides Exportwachstum und trug mit einem Prozentpunkt zum Gesamtwachstum in Deutschland bei.

Bisher gibt es noch keine Wirtschaftsindikatoren, die mögliche wirtschaftliche Konsequenzen von Dieselgate andeuten würden. Ivan Larsen erklärt jedoch, er habe einen Volkswagen-Importeur aus einem der Nachbarländer Deutschlands getroffen, der ebenfalls schockiert war über den Betrug des deutschen Unternehmens.

„Dieser Importeur berichtete mir, dass die vorläufigen Verkaufszahlen für September, dem Monat, in dem der Skandal aufgedeckt wurde, bereits um 10 % gesunken sind. Die Frage ist nun, ob dies auf den allgemeinen Rückgang des Automobilhandels zurückzuführen ist oder darauf, dass die potentiellen Kunden beim Kauf von Volkswagen zurückhaltender sind“, so Ivan Larsen.

Strengere Umweltauflagen
Ivan Larsen hatte darüber hinaus auch Kontakt mit einem Zulieferer für Volkswagen.
„Dort ist man nach wie vor sehr unsicher, was die Abschätzung der Folgen betrifft, meinte jedoch, dass die Automobilhersteller in Zukunft neue Technologien benötigen werden, um die strengeren Umweltauflagen der kommenden Jahre erfüllen zu können. Deshalb müsse in neue Technik investiert werden.“

„Dennoch hat beispielsweise der Zulieferer Leoni seine Gewinnerwartung bereits nach unten korrigiert. Es wird natürlich Geld kosten, und es wird sicherlich auf die eine oder andere Weise auch die Zulieferer treffen. Die Gewinnkorrektur von Leoni steht allerdings nicht in einem direkten Zusammenhang mit der Situation bei Volkswagen.“
Ivan Larsen erwartet daher mehr Klarheit durch die Berichte in Europa.

„Es wird interessant, die Quartalsberichte für das dritte Quartal zu lesen und zu sehen, wie die deutschen Exportunternehmen die Konjunkturabschwächung in China verkraften. Und das ist wohl auch einer der Gründe, warum deutsche Aktien in der letzten Zeit so massiv betroffen waren.“

Betrachtet man allerdings das Gesamtbild, so geht es der deutschen Wirtschaft – insbesondere der Binnenwirtschaft – nach wie vor recht gut.

„Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Binnennachfrage und die Dienstleistungsindustrie laufen hervorragend. Der Export hat es seit einiger Zeit etwas schwerer, was mit der Situation in China zusammenhängt. Der inländische Teil der deutschen Wirtschaft zeigt jedoch ausgezeichnete Ergebnisse und so ist Deutschland nach wie vor Europas stärkste Wirtschaft und wird es auch weiterhin bleiben.“

Der DAX war von Jahresbeginn bis April um insgesamt 25 % gestiegen, ist aber seitdem wieder gesunken, vor allem im August, als die Angst vor einer Konjunkturabschwächung in China zunahm und liegt jetzt nur noch um 2 % höher.

Für die deutschen Small- und Mid-Cap-Aktien hingegen sieht es nach wie vor gut aus. Sie sind seit Jahresbeginn um 18,3 bzw. 16,4 % gestiegen.

„Der große DAX-Index stand in diesem Jahr unter großem Druck, wobei wir jedoch den Vorteil haben, dass wir viele Aktien außerhalb des Large-Cap-Segments haben“, sagt Ivan Larsen und fügt hinzu:

„Wir sehen die Möglichkeit, unter den KMU fokussierte Unternehmen mit einem klareren Engagement zu finden, im Gegensatz zu den größeren Unternehmen, die sich oft auf mehrere Geschäftsfelder verteilen.“

VW-Aktie abgestraft
Seit der VW-Skandal – oder Dielselgate, wie er auch genannt wird – in die Schlagzeilen geraten ist, ist der Kurs der VW-Aktie von 170 Euro auf etwa 100 Euro gefallen. Noch im Frühjahr war die Aktie mit 240 Euro gehandelt worden.

„Wenn man erwägt in Volkswagen zu investieren, sollte man die Entwicklung sorgfältig beobachten. Denn dies kann eine Menge Geld kosten. Viele Fahrzeuge müssen zur Nachbesserung in die Werkstatt, sofern dies ausreichend ist“, meint Ivan Larsen.

„Dann ist da noch die ganze Frage der Geldstrafen, weil die Kunden im Prinzip etwas unter Vortäuschung falscher Tatsachen gekauft haben.“

Volkswagen hat angekündigt, das Unternehmen werde im Januar 2016 mit einem Rückruf der 11 Millionen Autos mit Manipulationssoftware beginnen. Bei vielen von ihnen wird ein Software-Update ausreichend sein, während bei einigen Modellen ein Austausch wesentlicher Teile erforderlich sein wird, um das Problem der hohen NOx-Emissionen zu lösen.

Ivan Larsen hat selbst keine Volkswagen-Aktien in seinem Portfolio.

„Ich war mir nie ganz sicher bezüglich der Strategie von Volkswagen. Die Pläne des Unternehmens waren für mich immer etwas undurchschaubar und deshalb habe ich mich einfach gegen diese Aktie entschieden.“

Allerdings hat er im Laufe der Jahre in die Aktien einiger Automobilzulieferer investiert, einen Teil davon aber wieder verkauft, noch bevor der Volkswagen-Skandal bekannt wurde.

„Man sollte nicht vergessen, dass die Automobilindustrie eine wichtige Branche in Deutschland ist. Schaut man sich an, wie es der Automobilbranche insgesamt ergangen ist, seit der Volkswagen-Skandal ans Licht kam, so ist sie um 7 % gefallen, und das in einer Zeit, in der der Markt ansonsten ruhig ist. Dieser Rückgang ist natürlich vor allem Volkswagen zuzuschreiben“, schließt Ivan Larsen.

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