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Schwellen- und Frontier-Märkte haben Hunger nach Wachstum

Chef-Portfoliomanager Antti Raappana, leitender Portfoliomanager bei Danske Invest - Emerging and Frontier Markets Class A auf Nebenwerte aus gering entwickelten Regionen. Warum er diese Unternehmen für interessanter hält als bekannte Aktien wie Tencent und Alibaba.

Was ist der Unterschied zwischen Schwellen- und Frontier-Märkten?

Antti Raappana: Eine klare quantitative Abgrenzung existiert hier nicht. Die Klassifizierung variiert stattdessen zwischen unterschiedlichen Index-Anbietern und erst recht zwischen verschiedenen Investoren. Ein gerade von Anlegern häufig genutztes Abgrenzungskriterium ist zum Beispiel das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den jeweiligen Staaten.Doch die für mich entscheidenden Faktoren sind die Möglichkeiten zum Markteintritt sowie die Größe, Vielfalt und die Liquidität der jeweiligen Börse.

Welche Möglichkeiten bieten sich Investoren derzeit in Schwellen- und Frontier-Märkten?

Raappana: Die Perspektiven sind ausgesprochen gut. Denn erstens sind diese Staaten hungrig auf Wachstum, da sie zumeist über eine junge und daher dynamische Bevölkerung verfügen, die stark konsumorientiert ist. Und zweitens bieten die Länder vielfach reichhaltige natürlich Ressourcen, die verbunden mit der engeren Einbindung in die Weltmärkte und damit zusammenhängenden Aufholprozessen zu raschen Produktivitätsfortschritten führen.

Hinzu kommt: Nach ihrem Einbruch in 2014 und 2015 haben sich die Rohstoffpreise wieder deutlich erholt. Zusammen mit der zunehmend synchronisierten und gleichzeitig wachsenden Weltwirtschaft, geringer Inflation und global lockerer Geldpolitik hat dies bereits zu einer guten Ergebnisentwicklung vieler Unternehmen in Schwellen- und Frontier-Märkten geführt. Dies spiegelt sich auch in den Aktienkursen wieder.

Für das laufende Jahr erwarten wir, dass sich das Konjunkturwachstum in den betreffenden Staaten unvermindert fortsetzt, vielleicht sogar noch etwas weiter anzieht. Auf dieser Basis sollten die börsennotierten Unternehmen ihre Gewinne im unteren zweistelligen Bereich ausbauen können. Für Aktienanleger bedeutet dies interessante Möglichkeiten.

Auf welche Regionen legen Sie besonderes Augenmerk?

Raappana: Indien und Vietnam bieten langfristig ein aussichtsreiches und stabiles Wachstumspotenzial, für das sich keine substanziellen Störfaktoren abzeichnen. Lediglich sollte man auf kurze Sicht die sich verschlechternde Inflationsdynamik im Auge behalten. Zudem sind in China der steigende Konsum sowie die zunehmende Produktion interessant – und zwar sowohl bei den in Hongkong als auch bei den auf dem Festland gelisteten Emittenten.

Alle diese Märkte sind jedoch auch mit Risiken verbunden, denen sich Anleger bewusst sein sollten: Der indische Aktienmarkt ist bereits vergleichsweise hoch bewertet, in Vietnam ist die Liquidität gering und in China schwanken die Kurse erfahrungsgemäß besonders stark. Um erfolgreich in diesen Gegenden anzulegen, ist daher spezielle Expertise gefragt.

Und welche Besonderheiten bietet Ihr Fonds?

Raappana: Der von meinem Team und mir gemanagte Danske Invest – Emerging and Frontier Markets Class A setzt ganz bewusst auf lokal ansässige Experten, die uns bei der Titelauswahl in ihren jeweiligen Märkten helfen. Diese Personen kennen ihre betreffenden Unternehmen im Detail und treffen sich regelmäßig mit den Unternehmensleitungen. Dadurch erhalten wir wertvolle Expertise und behalten gleichzeitig den Gesamtüberblick, um die Investments zielgerichtet und systematisch steuern zu können.

Zudem investieren wir verstärkt in vergleichsweise gering entwickelte Regionen und in Sektoren, die hauptsächlich in die landesspezifische Wirtschaft eingebunden sind, weniger in die globalen Märkte. Infolgedessen haben wir eine Vorliebe für kleine und mittelgroße Emittenten.

Die Strategie zielt auf absolute Rendite ab. Zudem wollen wir eine bessere Wertentwicklung erreichen als die typischen Schwellenländer-Indizes wie der MSCI Emerging Markets oder der MSCI Emerging Markets Small Cap – und zwar langfristig.

Vergangenes Jahr ist die Strategie allerdings hinter dem Vergleichsindex zurückgeblieben. Was waren die Gründe?

Raappana: Das ist zwar richtig, aber dennoch sind wir zufrieden mit der für unsere Anleger erreichten Wertsteigerung von 18,5 Prozent in 2017. Der MSCI Emerging Markets wurde stark von Schwergewichten wie Tencent und Alibaba getrieben, deren Kurse bereits über mehrere Jahre erheblich gestiegen sind. Dies führte jedoch dazu, dass diese Titel im Vergleichsindex sehr stark gewichtet sind, was für Anleger eine nicht unerhebliche Gefahr bedeutet. Wir dagegen verzichten auf solche Einzelrisiken, indem wir derartige Großkonzerne bewusst vermeiden.

Daher halten wir unseren Fonds insbesondere als geeignet für langfristig ausgerichtete Investoren, die am breiten Wachstum in Entwicklungs- und Frontier-Märkten teilhaben wollen, und weniger von der Entwicklung der prominentesten Einzeltitel abhängig sein möchten.

Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?

Raappana: Da gäbe es sicherlich viele, aber lassen Sie mich exemplarisch eines herausgreifen: Mitte 2013 befand sich der indische Aktienmarkt in erheblicher Unruhe, ganz besonders im Bereich kleiner Emittenten. Zusätzlich zu globalwirtschaftlichen Einflüssen und Faktoren, die mit der inländischen Wirtschaft zusammenhingen, schuf eine nationale Gesetzesänderung ein Umfeld, das starken Verkaufsdruck auf den Aktienmarkt ausübte.

Zu diesem Zeitpunkt entschieden wir uns zum Kauf von Papieren von Tata Communications. Dies ist ein indisches Telekommunikationsunternehmen, das unter anderem Überseekabel besitzt, über die ein bedeutender Anteil des globalen Internetverkehrs verläuft. Zusätzlich zum normalen und wachsenden operativen Geschäft verfügte die Gesellschaft über großen Landbesitz. Zum Tiefpunkt lag die Marktkapitalisierung der Aktie unterhalb des Wertes dieser Ländereien – und zwar bei konservativer Betrachtung. Seither hat die Notierung umgerechnet in Euro mehr als 400 Prozent hinzugewonnen.

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